Galatians 4

1Nun meine ich: Solange der Erbe noch nicht mündig ist, unterscheidet er sich in keiner Weise von einem Sklaven, obwohl ihm das ganze Gut gehört; 2sondern er steht bis zu der von seinem Vater bestimmten Zeit unter der Aufsicht von Vormündern und Verwaltern. 3Ebenso standen wir, solange wir (geistlich) noch nicht mündig waren, unter der Knechtschaft der Geistermächte, die in der Welt Einfluß haben.
Der hier und Ga 4:9, Kol 2:8 gebrauchte Ausdruck Geistermächte der Welt oder wörtlich: "Elemente der Welt" ist sehr dunkel. Die von dem Apostel oder seinen Mitarbeitern Belehrten wußten genau, was Paulus mit diesem Ausdruck meinte. Wir sind nur auf Vermutungen angewiesen. Sind die "Weltelemente" vielleicht die Engel, durch die das Gesetz gegeben worden ist? Ga 3:19 Auch Off 7:1, 14:18, 16:5 werden die Engel zu den Elementen (Wind, Feuer, Wasser) in Beziehung gesetzt (vgl. auch Ps 104:4). Im Judentum waren die "Weltelemente" gute Engel, im Heidentum dagegen waren es böse Engel. 1Kor 10:20 Jedenfalls ist sicher, daß die Unterordnung der Juden unter das mosaische Gesetz und ihre Knechtung unter die Weltelemente dasselbe bedeutet.
4Als aber die Zeit erfüllt war, da sandte Gott seinen Sohn von sich aus,, der von einem Weib geboren und unter das Gesetz gestellt ward, 5damit er die, die dem Gesetz unterworfen waren, loskaufe, auf daß wir die Kindschaft empfingen. 6Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen ausgesandt, der da ruft: Abba, Vater!
Das aramäische Wort Abba (Vater), das die Jünger so oft aus dem Mund des Heilands gehört hatten, ist mit frommer Scheu erhalten worden, damit gleichsam der Klang der Stimme Christi, der uns den allerköstlichsten Namen Gottes, den unergründlichen Vaternamen, kundgetan und auszusprechen berechtigt hat, zur Tröstung und Freude aller Gotteskinder durch alle Zeiten töne (nach Windischmann).
7Darum bist du nicht mehr ein Sklave, sondern ein Sohn. Bist du aber ein Sohn, so bist du auch ein Erbe durch Gott. 8Damals freilich, als ihr Gott noch nicht kanntet, habt ihr denen, die in Wirklichkeit nicht Götter sind, als Knechte gedient. 9Doch wie könnt ihr nun, nachdem ihr Gott erkannt habt oder, richtiger gesagt, von Gott (als sein Eigentum) erkannt worden seid, rückwärtsgehen, indem ihr euch den schwachen und armen Geistermächten zuwendet und Neigung zeigt, euch durch ihren Dienst in eine zweite, neue Knechtschaft zu begeben?
Die Annahme des Gesetzes wäre für die Galater ein großer Rückschritt gewesen. Die Geistermächte oder Engel, die das mosaische Gesetz gegeben haben. werden schwach und arm genannt. Sie waren schwach, weil sie dem Menschen kein neues Leben geben konnten, und sie waren arm im Vergleich mit dem Gnadenreichtum, den Christus schenkt. Als Heiden hatten die galatischen Christen bösen Engeln als Knechte gedient. Durch den Übertritt zu dem gesetzlichen Judenchristentum hätten sie sich in eine zweite, neue Knechtschaft begeben, nämlich in die Knechtschaft der Gesetzesengel, die aber zu den guten Engeln zählten. Eine Knechtschaft, wenn auch ganz verschiedener Art, war beides, das Heidentum wie das Judentum.
10Ihr beobachtet ja schon Feiertage und Neumonde, Festzeiten und Sabbatjahre! 11Ich fürchte, ich habe mich vergeblich mit euch abgemüht. 12Werdet doch, wie ich bin; denn auch ich bin geworden, wie ihr früher wart — ich bitte euch, Brüder!
Paulus ermahnt in diesem Vers die Galater, so frei von aller Gesetzesknechtschaft zu werden, wie er es ist. Denn er ist auch bei seiner Arbeit in Galatien ihnen, den Heiden, ein Heide geworden. vgl. 1Kor 9:21
Ihr habt mir ja kein Leid getan.
13Ihr wißt: Als ich euch das erste Mal die Heilsbotschaft verkündigte, wurde ich durch Krankheit veranlaßt, bei euch zu verweilen. 14Aber trotz meines körperlichen Leidens
Ich streiche  υμων hinter  τον πειρασμον.
habt ihr mich nicht verachtet und verabscheut;
Ist hier vielleicht an das Leiden zu denken, wovon der Apostel 2Kor 12:7 spricht?
sondern wie einen Engel Gottes, ja wie Christus Jesus selbst habt ihr mich aufgenommen.
15Wo ist nun eure frühere Begeisterung geblieben? Ich muß euch das Zeugnis geben: Ihr hättet euch damals wo möglich die Augen ausgerissen und sie mir gegeben. 16Bin ich denn jetzt euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit vorgehalten habe? 17Der Eifer, womit sie
Die judaistischen Irrlehrer.
um eure Gunst werben, ist nicht lauter; sondern sie möchten euch von mir losreißen, damit ihr dann um ihre Gunst werbt.
18Schön ist's freilich, im Dienst einer guten Sache eifrig umworben zu werden, und zwar allezeit und nicht nur dann, wenn ich bei euch bin.
Haben die Irrlehrer in unlauterer Absicht um die Galater geeifert, so tut es Paulus jetzt in seinem Brief ebenso wie früher, als er bei ihnen war, im Dienst einer guten Sache, nämlich im Dienst der wahren Heilsbotschaft.
19Meine Kinder, die ich noch einmal mit Schmerzen gebäre, bis Christus in euch Gestalt gewinnt, 20wie gern möchte ich jetzt bei euch sein und in anderem Ton zu euch reden! Denn im Augenblick weiß ich mir keinen Rat mit euch.
So schön es auch ist, brieflich um sie zu werben, noch viel lieber möchte Paulus gerade in diesem Augenblick bei den Galatern sein, um vielleicht unter Tränen der Liebe mündlich das besser zum Ausdruck zu bringen, was er ihnen jetzt nur unvollkommen auf schriftlichem Weg sagen kann. — Ich ziehe V19 zu 20 und streiche  δε hinter  ηθελον V20.
21Ihr, die ihr unter dem Gesetz stehen wollt, sagt mir doch: Hört ihr denn das Gesetz nicht vorlesen?
Gemeint ist die Vorlesung der Bücher des Alten Testaments in den gottesdienstlichen Versammlungen.
22Da steht ja geschrieben: Abraham hatte zwei Söhne, einen von der Sklavin und einen von der Freien. 23Aber der Sohn der Sklavin ist auf dem natürlichen Weg erzeugt worden, der Sohn der Freien dagegen kraft der (göttlichen) Verheißung. 24Das hat eine tiefere Bedeutung. Die beiden Frauen sind ein Bild von zwei (göttlichen) Verordnungen. Die eine (Verordnung) stammt von dem Berg Sinai; sie bringt Knechtschaft. Darauf weist Hagar hin. 25Denn das Wort Hagar bedeutet bei den Arabern den Berg Sinai.
Weymouth bemerkt, daß die Araber den Berg Sinai noch heute hajar nennen.
Und Hagar entspricht dem jetzigen Jerusalem.
Dem Volk des Alten Bundes.
Das ist ja mit seinen Kindern noch immer in Knechtschaft.
Weil es unter dem Joch des Gesetzes steht.
26Aber das obere Jerusalem
Vgl. Heb 12:22 (das himmlische Jerusalem); Off 3:12, 21:2.9-14.
ist frei,
Wie Sara.
und dies (Jerusalem) ist unsere Mutter.
27Denn es steht geschrieben: Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich aus in Jubelruf, die du keine Wehen hast! Denn die Vereinsamte hat viel mehr Kinder als die Vermählte.
D.h.: die Gemeinde des Neuen Bundes wird zahlreicher sein als die des Alten.
28Ihr, liebe Brüder, seid nun ähnlich wie Isaak Kinder kraft (göttlicher) Verheißung. 29Doch wie damals der nach dem Fleisch Erzeugte
Ismael.
den nach dem Geist Erzeugten
Isaak.
verfolgte,
Nach 1Mo 21:9 hat Ismael nur gespottet; aber die jüdische Überlieferung redet auch davon, daß Ismael den Isaak verfolgt habe (Bereschit rabba 53,15).
ebenso ist es auch jetzt.
Auch jetzt verfolgt ein Ismael (das gesetzeseifrige, fleischlich gesinnte Judentum und Judenchristentum) einen Isaak (die gesetzesfreie, geistlich gesinnte Gemeinde Christi).
30Aber was sagt die Schrift? Verstoße die Sklavin und ihren Sohn; denn der Sklavin Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien! 31Also, Brüder, sind wir nicht Kinder der Sklavin, sondern der Freien.
Copyright information for GerAlbrecht